Nie und nimmer würde sie das schaffen, das Reservat mit all den wilden Tieren allein zu managen, jetzt, wo ihr Ehemann tot war. Was sollte eine weiße Pariserin denn allein im südafrikanischen Busch? Ganz klar: Die würde zurück nach Frankreich gehen. So haben die Menschen um Françoise Malby-Anthony herum geredet, nach dem unheilvollen Morgen im März vor elf Jahren. Als sie am Telefon erfuhr, dass ihr Mann Lawrence, der bekannte Tierschützer und ,,Elefantenflüsterer” auf Geschäftsreise in Johannesburg einem Herzinfarkt erlegen war, mit nur 61 Jahren. Draußen vor der Tür kündigte sich gerade ein Zyklon an, es gab Hinweise auf Wilderer in ,,Thula Thula”, dazu sollte heute eine kleine Herde wilder Elefanten angeliefert werden: Françoise hatte kaum eine Chance, sich ihrer Trauer hinzugeben. Außerdem ist sie eine Frau, die in Katastrophen auch Sinn sehen kann: ,,Das Geheimnis des Überlebens ist die Fähigkeit, sich an eine neue Situation anzupassen.” So funktioniert Evolution. Und so hat der Tod ihres Mannes viel für Françoise verändert, aber eben nicht alles.

Sie lebte schon 25 Jahre in Südafrika. Warum sollte sie weggehen sollen? ,,Thula Thula”, das sie gemeinsam mit ihrem Mann aufgebaut hatte, war ihre Heimat. Sie, die als Kind außer einer Schildkröre nie ein Haustier und Angst vor Hunden hatte, hat sich mit der ihr eigenen optimistischen Grundhaltung in das Abenteuer mit einem Mann gestürzt, in den sie schockverliebt war. ,,Wenn man lesen und schreiben kann, kann man auch lernen” ist ihr Mantra bis heute. Stärke haben ihr die Elefanten gegeben, die nach Lawrences Tod plötzlich bei der Farm auftauchten und regelmäßig wiederkamen: ,,Sie gaben mir das Gefühl: Du bist nicht allein.” Taub vor Schmerz, aber ganz französische Geschäftsfrau, analysierte sie, ordnete das Team neu: Heute ist ,,Thula Thula” fast doppelt so groß wie damals, 90 Prozent der Belegschaft kommen aus der lokalen Community, im Management arbeiten statt weißer Männer nun Zulu-Frauen. ,,Um nicht aufzugeben, brauchst du Leidenschaft. Meine Lebensaufgabe ist, für das Überleben zu kämpfen – für Tiere und auch für Menschen. Dafür setze ich mich jeden Tag ein.”


